Eine Tortur
Am Samstag den 25.05. traf sich die Meute an wohlbekannter Stelle, um gemeinsam den nächsten Schritt in der Ausübung der schönsten Sportart der Welt zu gehen: Die Bier-2-Meile. Insgesamt wagten sich 5 tapfere Kämpfer an diese neue Herausforderung. Neben doppelter Distanz und doppeltem Spaß gibt es bei der Bier-2-Meile auch die doppelte Menge Bier. Das bedeutet auch die doppelte Menge Kohlensäure. Unser gemeinsamer Feind.
Aber die Götter waren uns gnädig: Das Wetter war gut und die Laune auch. Obwohl die Gesichter durch den jetzt schon seit 9 Tagen andauernden, kerwainduzierten Dauervollrausch schwer gezeichnet waren und die Augenringe deutlich größer waren als die Lust auf Bier. Arthur, welcher sich die letzten Tage - trotz anhaltender Verschnupfung - schon wacker im Bier trinken geübt hatte, erklärte jedem, der es nicht wissen wollte, dass dies seine Königsdisziplin sei. Ich selbst hatte auf dem Weg zur Biermeilenbank ehrlich gesagt bereits meine Lust verloren, doch als ich das farbenfrohe Sammelsurium an Bieren erblickte, das Max uns zusammengestellt hatte, musste auch ich es doch wenigstens versuchen.
Neben der Doppelbiermeile wollten auch 7 Personen eine normale Biermeile absolviert und zudem sind 6 Staffel an den Start gegangen. Insgesamt 29 Läuferinnen und Läufer: Alle hinter die Startlinie. Drei, Zwei, Eins, Ext!
Während Chrissi einen der wahrscheinlich schnellsten Starts jemals hinlegte, bekam ich keinen Schluck runter. Ich sah wie nach und nach alle losrannten. Bis auf Valentin - der wollte heute eine Bier-2-Geh-Meile absolvieren. Ich belächelte diese Idee zwar erst, aber meinen Hohn würde ich noch teuer bezahlen dürfen. Als ich mein erstes Getränk endlich leer hatte, kamen bereits die ersten wieder in die Trinkzone. Katastrophe. Diese Tortur noch 7 weitere Male und ich hatte noch keinen einzigen Meter zurückgelegt.
Unter dem tosenden Jubel der Zuschauer ging es nun also endlich los. Die nächsten Minuten erinnere ich nur noch schemenhaft. In jeder Runde überhole ich Valentin, in jeder Runde trinkt er schneller als ich und überholt mich wieder. Nach jeder Runde ist das Bier noch wärmer und schmeckt noch schlechter. Mit jeder Runde sind weniger Leute auf der Rennstrecke unterwegs. Ich setze zu meinem gefühlt zehnten Bier an. Bekomme es halbwegs runter, doch nach ein paar Schritten widerfährt mir der Super-GAU. Die Kohlensäure nimmt Land mit. Ich muss zu allem Überfluss also auch noch eine Strafrunde laufen. Und als wäre das noch nicht genug sehe ich aus dem tränenden Augenwinkel, wie Arthur bereits seine letzte Runde beendet.
if you hit rock bottom the only way is up
Aus den Schmerzen, die sich im Gesicht vom Max abzeichnen, schöpfe ich neue Kraft. In der nächsten Runde leiht mir Nachwuchstalent Paul sogar seine Kühltasche. Es geht bergauf. Und während Arthur wenigstens ein bisschen gelitten hat und Tobias, welcher die Bier-2-Meile als zweitschnellstes absolvierte, zwischendrin sogar auch kotzen musste, schien sich Valtentin nach einem Spaziergang durch den Park regelrecht auf sein nächstes Bier zu freuen!!
Ich halte kurz inne. Durch den Nebel der Verzweiflung dringt ein Licht zu mir durch, eine Vision. Ich höre eine engelsgleiche Stimme, welche mir Mut zuspricht, mich wertschätzt, mir eine neue Perspektive anbietet: wenigstens schneller zu sein als Valentin mit seiner Geh-2-Meile
Ich mache es wie Mark Forster, höre auf die Stimme und stolpere - mittlerweile schon gut angetrunken - weiter die Strecke entlang. Während meiner letzten (Straf-)Runde schaffe ich es in einem überhaupt nicht mehr dynamischen Vollsprint und mit zusammengekratzten letzten Kräften endlich noch Valentin ein letztes und finales Mal zu überholen.
Es war eine Tortur. Immerhin dritter Platz. Wir 5 Teilnehmer der Bier-2-Meile waren durch den Schmerz verbunden, als würden wir seit Anbeginn der Zeit gegen den Rest der Welt kämpfen. Trotzdem waren wir uns sich sicher, sowas nie wieder tun zu wollen.