Eine kurze Geschichte der Biermeile…
Wer eine Biermeile läuft wird leider nicht immer mit den Worten „Toll, dass du das machst! Du solltest öfter Bier trinken!“ gelobt, sondern gelegentlich von Ketzern und Blasphemikern kritisch beäugt und gefragt, wo denn der Sinn hinter der ganzen Sache bestehe. Es mag im Jahre 2024 hopfenbitter aufstoßen, dass es immer noch Menschen gibt, die sich nicht daran erfreuen können, 1,3 Liter Bier auf Zeitdruck zu leeren und zwischendurch mit vollem Bierbauch – gegen Kohlensäure und Kotzreiz ankämpfend – 1,609 Kilometer auf Zeit zu laufen. Jene kritischen Stimmen sehen die Biermeile als sinnfreie, neumodische Jugendsünde an – erinnern sich jedoch dabei geschichtsvergessen nicht daran, welche lange, dicht verflochtene Geschichte die beiden Volkssportarten Laufen und Biertrinken haben. Eine kurzer, verklärter Blick in die Geschichtsbücher der Menschheit zeigt jedoch einen langen traditionsreichen Schicksalsweg der Biermeile:
Wie die traditionelle westliche Geschichte beginnt auch die Geschichte der Biermeile bereits vor über 2.500 Jahren mit der „Verteidigung des Abendlandes“ in den Perserkriegen: Im Jahre 490 vor Christus brachte in Folge der Schlacht von Marathon ein Bote die Nachricht des Sieges nach Athen – um dann an Ort und Stelle tot zusammenzubrechen. Die herkömmliche Überlieferung endet hier – eine Neuauslegung der Pilsener Urquellen ergab jedoch, dass kurz darauf dem Läufer Bier verabreicht wurde und er daraufhin die 42 Kilometern quicklebendig wieder zurücklief und jene Strecke noch zehnmal hin – und hereilte, um dann noch einmal tot zusammenzubrechen. Die Biermeile war geboren!
272 Jahre später erinnerte sich der karthagische Feldherr Hannibal an den Läufer von Marathon und stellte fest, dass das Laufen ja eine gesunde Sache war – und beschloss sich an diesem Volkssport zu beteiligen. Da sich Hannibal weder in Griechenland aufhielt, noch läppische 42 Kilometer für ihn eine Herausforderung darstellten, entschloss er sich im Jahre 218 v. Chr. stattdessen seine Biermeilen auf der Laufstrecke zwischen Spanien und Italien zu sammeln. Zusätzlich sollte die Strecke um ein paar Höhenmeter im Zuge einer Alpenüberquerung ergänzt werden und nebenbei noch ein paar Römer verkloppt werden. Diese Leistung ließ sich nicht einfach so ohne weitere Hilfsmittel bewerkstelligen, sodass sich Hannibal zu Beginn seiner Reise erst einmal mit fünf Liter Erdinger Weißbier betankte. Weil Hannibal seine Bierfässer nicht einfach so leicht transportieren konnte, nahm er zugleich einige Elefanten als Träger mit.
Wiederrum 250 Jahre später erinnerte sich niemand geringeres als Jesus von Nazareth an Hannibals geniale Idee, ein Tier als Transportmittel zu nutzen, und schnallte zugleich seinem Esel mehrere Fässer Hopfensaft auf. Mehrere Jahre wanderte Jesus samt Esel und Bier durch das Heilige Land und verbrachte Wunder als er Gehbehinderten die Teilnahme an der Biermeile ermöglichte und Wasser zu Bier verwandelte. Rekordverdächtig war auch der Abstecher zum See Gennesaret, als die Biermeile erstmalig über Wasser ausgetragen wurde. Bei seinem Einmarsch in Jerusalem wurde Jesus vom Volk freudig empfangen – er wurde als Friedensbringer gefeiert und Palmzweige wurden ausgelegt – was wohl nicht zuletzt an seinen großzügigen Freibierspenden lag. Die jahrhundertealte Verknüpfung von Freibier und Palmzweigen wird bis heute beim Adlersberger Starkbierfest Palmator gefeiert.
Nach einem Sprung durch die Jahrhunderte des Mittelalters, in denen nicht nur viel gelaufen, sondern mindestens genauso viel getrunken wurde, kam es im Jahre 1077 zum Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. Heinrich wollte den mitunter religiös motivierten Streit schnellstmöglich beilegen und stieß beim Durchblättern seiner Schulbibel auf Jesus‘ friedensstiftenden Einzug in Jerusalem, dessen Beispiel er folgen wollte. So trat Heinrich IV. in ein Bußgewand gekleidet seinen Kastenlauf samt mühsamer Alpenüberquerung an – der später als der Gang nach Canossa bekannt werden sollte. Papst Gregor war sichtlich von Heinrichs Laufleistung beeindruckt, die die Leistung Jesus‘ deutlich um Biermeilen übertraf; zwei Kästen Oettinger und eine Flasche Pfeffi später war der Streit zwischen den beiden beiseitegelegt und so manche Erinnerung an den Abend vergessen.
Nach der Weiterempfehlung von Heinrichs Bier- und Bibellektüre beschlossen die Kreuzritter 18 Jahre später es ebenso Jesus gleichzumachen – im Gegensatz zu Heinrich begaben sie sich jedoch nicht mit Canossa zufrieden, sondern wollten gleich von Mitteleuropa nach Jerusalem stiefeln. Diese neue Rekorddistanz ließ sich nicht ohne weiteres bewerkstelligen und so packten sie eine Vielzahl an 5,0er-Paletten als Wegzehrung und hunderte Laufburschen als Trägerschaft ein. Sieben Kreuzzüge, 17 Jahrzehnte politisches und religiöses Hin- und Her, hunderte Kilometer Umwege und tausende Tote später stellte sich das Projekt Biermeile unter der Fahne des Kreuzes jedoch als ein fataler Fehler der Menschheitsgeschichte heraus und wurde fürs Erste ad acta gelegt.
Wieder sollten ein paar Jahrhunderte vergehen, in denen die Biermeile als vergessen galt und die Menschen sich notgedrungen mit Beten und Arbeiten die Zeit vertreiben mussten. Anlässlich der Verabschiedung des Reinheitsgebotes von 1516 entdeckte jedoch der Theologieprofessor Martin Luther die Biermeile wieder und beschloss, diese von den Fehlentwicklungen der letzten Jahrhunderte zu befreien. Genervt von dem Trend, immer weitere Strecken entlangzulaufen und dafür immer größere Mengen an Bier mitzunehmen und sich dabei stets gegenseitig mengentechnisch zu übertreffen, beschloss Luther, dass Regelwerk der Biermeile zu reformieren und auf ein Wesentliches zu reduzieren. 1517 nagelte Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg: Seine erste These lautete, die Biermeile solle nicht mehr bis nach Jerusalem führen, selbst 42 Kilometer Wegstrecke waren noch zu viel, sondern es sollten nur noch 1,6 Kilometer zu laufen sein. Seine zweite These beruhte auf präzisen mathematischen Berechnungen, wonach das perfekte Biermengenverhältnis für diese Strecke 1,3 Liter Bier sein sollte. Auf diese zwei Regeln folgten als weitere Thesen Luthers 93 Lieblingstrinksprüche, die bis heute auf der Website der Biermeile Erlangen verwahrt werden.
Zeitgenössisch wurden Luthers Empfehlungen – und vor allem seine 93 Trinksprüche – keineswegs in der Bevölkerung mit offenen Armen aufgenommen; es folgten hundert Jahre voller Meinungskontroversen und Diskussionen, die schließlich zu weiteren dreißig Jahren Krieg und politischem und religiösem Hin- und Her führten. 1648 konnten sich doch noch alle nach dem zwanzigsten geleerten Kasten kriegsmüde und voneinander genervt mehr oder weniger zufrieden auf Luthers Reformen – und seine Trinksprüche – einigen und die Biermeile in der heutigen Form war geboren. Seitdem erfolgten bis in die Gegenwart weitere Biermeilensteine:
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1789: Die Geschichtsschreibung entdeckt plötzlich neben dem Mann noch ein anderes Geschlecht: Die erste rein weibliche Biermeile wird durchgeführt; im Zuge der Frauen nach Versailles wird nicht nur König Ludwig XVI. abgesetzt, sondern auch so manche Flasche Bier in einem Zuge geleert. Seit diesem Ereignis beteiligen sich immer mehr Frauen an der Biermeile, auch wenn sie zu meinem größten Bedauern immer noch eine Minderheit bei der Biermeile darstellen.
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1896: Die Biermeile ist sechs Stunden lang olympisch; Bei den ersten olympischen Sommerspielen der Neuzeit in Athen wird die Biermeile als Teildisziplin der Leichtathletik aufgeführt – jedoch kurz danach wieder aus dem Programm genommen, da „Bier“ in Erinnerung an Marathon als Dopingmittel gewertet wurde.
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1989: Die Bürgerinnen und Bürger der DDR treffen sich jeden Montag auf ein Sterni zur Biermeile in den größeren Städten Ostdeutschlands. Das Ziel: Frieden, Austausch der deutschen Bierkultur und eine Biermeile, die durch das Brandenburger Tor führt – sodass schließlich am 9. November Teile der Berliner Mauer niedergerissen werden.
Die vereinte Geschichte aus Laufen und Biertrinken zeigt eine jahrhundertealte Tradition, die unter der Auslassung vieler historischer Fakten und Ausblendung moralischer Werte eindeutig belegt, dass es stets eine brillante Idee war, biertrinkend zu laufen und dies in den meisten Fällen mehr oder weniger über Umwege zu mehr Frieden in der Menschheitsgeschichte geführt hat.
Die Biermeile ist also keineswegs eine neumodische Eintagsfliege der Jugend, sondern die Kombination aus Laufen und Biertrinken gehört zusammen wie der Topf zum Deckel, der Honig zum Senf oder das Amen in der Kirche. Aufgrund dieser Faktenlage sehen wir uns veranlasst die Erlanger Biermeilenkultur bei der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe für Deutschland vorzuschlagen, um für mehr sportlichen Wettbewerb, Frieden und Völkerverständigung zu sorgen.
Fallen euch noch mehr historische Biermeilensteine ein, die bei der Auswertung der Geschichte vergessen wurden? Schreibt sie in die Kommentare!